Seit dem Sommer 2023 werden die neuen Auszubildenden der heimischen Dachdecker-Unternehmen in ihrem ersten Jahr nicht mehr an der Lorenz-Burmann-Schule – Berufskolleg des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen – in Eslohe beschult. Seither ist für den Dachdecker-Nachwuchs übers gesamte erste Ausbildungsjahr das Wilhelm-Normann-Berufskolleg (WNB) in Herford zuständig. Dafür wurden im WNB zwei Dachdeckerklassen in der sogenannten Unterstufe eingerichtet. Mit dem zweiten Ausbildungsjahr erfolgt die Beschulung dann aber wie bisher in der privaten Fachschule in Eslohe weiter. Damit haben sich für die ausbildenden Betriebe in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke jahrzehntelang eingespielte Abläufe geändert. Und es sind dadurch Fragen entstanden zu den Strukturen der Beschulung im WNB. Antworten darauf gaben dessen Schulleiter Bernd Koch und Fachlehrer Andreas Wendt auf der jüngsten Innungsversammlung in Herford.
Schulleiter Bernd Koch betonte gleich zu Beginn seiner Ausführungen zum WNB das Motto, um das es eigentlich geht: „Gemeinsam für eine starke Ausbildung.“ Seinen Worten zufolge wird am WNB für 31 Berufe gelehrt – momentan mit mehr als 1.600 Schülerinnen und Schülern, von denen täglich rund 800 im Berufskolleg zu unterrichten sind. Dafür sind am WNB 100 Lehrkräfte beschäftigt, von denen inzwischen mehr als die Hälfte in Teilzeit arbeiten. Eine dadurch nicht immer einfache Aufgabe der Schulleitung ist es, die Räumlichkeiten im Kolleg und die Lehrkräfte optimal auszulasten. Und: Jeder Berufsstand hat bei den Beschulungszeiten seine Besonderheiten. Für mache Berufe gibt es wöchentliche Tage für den fachlichen und allgemeinen Unterricht, für andere Blockzeiten. „Den Blockunterricht regelt das Schulministerium NRW für alle Schulen in NRW.“ Somit hat das WNB keine Möglichkeit, sich diesbezüglich nach den Wünschen der ausbildenden Handwerksunternehmen auszurichten.

Mit dem Einrichten des Blockunterrichts für die Dachdecker seit dem Schuljahr 23/24 ist für das WNB eine besondere Situation eingetreten. Denn die Dachdecker-Azubis belegen nur die Unterstufe, da sie mit dem zweiten Ausbildungsjahr an die private Berufsschule in Eslohe wechseln. Gleichzeitig ist im Dachdeckerhandwerk die Zahl der Azubis, die ihre Ausbildung beginnen, so hoch, dass gleich zwei Klassen gebildet werden konnten. Und dass wird laut Bernd Koch auch in den nächsten Jahren so bleiben, solange zwischen 35 bis 50 Azubis gemeldet werden. „Bilden Sie weiter so gut aus, dann haben wir keine Probleme“, betonte der Schulleiter, der für einzelne andere Ausbildungsberufe nicht so positive Zahlen feststellen kann.
Wie vom Lehrlingswart der Innung, Sören Hellweg, zu erfahren war, haben in diesem Sommer 54 junge Menschen eine Ausbildung im Dachdeckerhandwerk begonnen. Damit sind die Anfängerzahlen in den vergangenen Jahre ständig gestiegen. Insgesamt zählt das Dachdeckerhandwerk im Wittekindsland momentan 108 Auszubildende verteilt auf alle Lehrjahre.
Die 54 Neuen sind der dritte Jahrgang, dessen schulische Berufsausbildung im WNB beginnt. Ihr Klassenlehrer ist Andreas Wendt, der auch gleich erläuterte, woran es liegt, dass die Unterstufe im WNB vier Wochen mehr Blockunterricht erhält als in Eslohe – was bei den ausbildenden Betrieben auf Kritik gestoßen ist. Doch wie bereits erwähnt: Als öffentliche Schule ist das WNB an das Blocksystem des Landesbildungsministeriums gebunden. Und darin ist festgelegt, dass 320 Unterrichtsstunden fachbezogen durchzuführen sind und 140 Unterrichtsstunden berufsübergreifend. Die somit 460 Unterrichtswochen verteilen sich auf 14 Wochen.
Bei der Unterrichtsgestaltung haben die Lehrkräfte pädagogischen Spielraum, betonte Andreas Wendt. Dadurch kann auf die Leistungsfähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler gezielter eingegangen werden. Der Fokus des Unterrichts liege auf der Vermittlung der Grundlagen im Dachdeckerhandwerk und den Inhalten der Zwischen- und Abschlussprüfungen.
Dabei stellte der Klassenlehrer klar, dass sich die Azubis an bestimmte Regeln – wie beispielsweise Pünktlichkeit zu halten haben. In Fällen von Fehlverhalten einzelner Azubis werden die Ausbildungsbetriebe unverzüglich informiert.